Betreuung von Menschen mit Demenz ist mit großen Anstrengungen verbunden und stellt Angehörige oft vor schwer zu bewältigende psychische, körperliche und finanzielle Probleme. Als Angehörige sehen viele von uns die Betreuung von Angehörigen als familiäre Pflicht an und gehen dabei weit über die Grenzen der eigenen Belastbarkeit hinaus. Pflege-Burnout als Folge davon ist weit verbreitet.

Achten Sie auf typische Anzeichen von Überforderung:

  • chronische Rücken- und Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Magen-/Darmbeschwerden
  • häufige Erkältungen
  • Erschöpfung, Niedergeschlagenheit
  • Nervosität, Gereiztheit

Demenz

Wissen hilft, Kommunikation hilft

Das Wissen um den Verlauf und die Auswirkungen von Demenz trägt dazu bei, dass wir als Angehörige den Betroffenen besser zur Seite stehen können – in deren Welt, nicht in unserer. Es ist hilfreich, sich mit der Krankheit zu befassen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

  • Verschaffen Sie sich viel Information.
  • Besuchen Sie Selbsthilfe- oder Angehörigengruppen zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen.
  • Nehmen Sie selbst an Trainingskursen oder Schulungen teil. Dort tauschen Sie sich nicht nur mit Experten, sondern auch mit anderen Angehörigen aus.
  • Bedenken Sie, dass auch Ihre Erfahrungen für andere pflegende Angehörige von Interesse sein können.
  • Bedenken Sie die Möglichkeit, wertvolle neue Beziehungen mit Menschen aufzubauen, die Ähnliches erfahren, wie Sie selbst.

Sie haben ein Recht auf Hilfe und Urlaub

Als pflegende Angehörige fühlen wir uns moralisch verpflichtet und gehen deshalb rasch über unsere eigenen Belastungsgrenzen hinaus. Das schadet nicht nur uns selbst, sondern auch dem Verhältnis zur Person, die wir betreuen. Schuldzuweisungen und Aggression sind hier vorprogrammiert. Warten Sie nicht, bis Sie an Ihre Grenzen gelangt sind, sondern fangen Sie rechtzeitig an, sich ein Netzwerk an Helfern aufzubauen. Es bedarf einer guten Organisation. Aber nur so werden Sie sich im Alltag Zeit für sich selbst verschaffen können. Viele Menschen sind so mit der Betreuung Ihres erkrankten Angehörigen beschäftigt, dass sie ihre eigene Befindlichkeit und sozialen Kontakte vernachlässigen und zunehmend vereinsamen. Bedenken Sie: Nur wenn es Ihnen gut geht, geht es auch der/dem erkrankten Angehörigen gut!

  • Achten Sie auf Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden und schaffen Sie sich Freiräume. Planen Sie diese bewusst in Ihren Alltag ein.
  • Bauen Sie ein Helfernetz auf: beziehen Sie Ihre Familie, Nachbarn und Freunde ein.
  • Nutzen Sie Hilfsdienste, die Ihnen stundenweise Entlastung bieten.
  • Verzichten Sie nicht auf Ihre Freunde und Ihre persönlichen Interessen!

Vertrauen Sie auf professionelle Hilfe

Viele von uns plagt ein schlechtes Gewissen, wenn Sie die Betreuung von Angehörigen in fremde Hände geben, selbst wenn das nur vorübergehend oder zeitweise der Fall ist. Wir wollen uns nicht eingestehen, dass unserer Kraftreserven begrenzt sind oder denken, dass niemand unseren Angehörigen die gleiche Liebe und Fürsorge geben kann, wie wir selbst. Das stimmt wahrscheinlich auch. Und doch steckt hinter diesen Begründungen meistens ein schlechtes Gewissen: „Wenn ich mich für meine Mutter nicht aufopfere, bin ich keine gute Tochter. Dann bin ich mitschuldig an ihrem Leid.“ Versuchen Sie aus solchen Denkmustern auszusteigen indem Sie sich selbst folgende Frage stellen: „Würde meine erkrankte Mutter wirklich wollen, dass ich mich bis zur Selbstaufgabe aufopfere?“

  • Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch, um wenigstens vorübergehend aus der Betreuungssituation auszusteigen und neue Kraft zu tanken.
  • Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Angehöriger gut versorgt ist, auch wenn Sie sich nicht immer um alles selbst kümmern.
  • Nehmen Sie als Gradmesser für die Qualität der Betreuung das Wohlergehen Ihres Angehörigen. Wenn es Ihrem Angehörigen dabei gut geht, können Sie die Betreuung mit gutem Gewissen abgeben.