by A. Werther | Mai 4, 2020 | Besuchs-/Begleitdienst, Stundenweise Betreuung
Besuchsdienst Gruppenfoto
Celina studiert Bildungswissenschaften in Wien. Von November 2018 bis März 2020 war sie neben ihrem Studium im Besuchs- und Begleitdienst von Daheim Umsorgt tätig und hat in diesem Zeitraum etwa 420 Betreuungsstunden geleistet.
Celina berichtet hier von ihren Erfahrungen:
November 2018 – Feber 2020: Besuchsdienst für einen nach Schädel-Hirn-Trauma zeitlich und räumlich desorientierten Klienten (Mann, 70 Jahre): Die Nachmittage mit ihm verbracht, anfangs noch spazieren gehen, dann durch schlechteren Gesundheitszustand meistens drinnen: Kochbücher gelesen und Würfelspiele gespielt. Er war ein kleiner Mogler, hatte viele spannende Lebensgeschichten auf Lager.
Dezember 2018 bis Juni 2019 Besuchsdienst für eine Klientin (Frau, 65 Jahre), welche in einem Wohnhaus für mehrfach beeinträchtigte Menschen lebte: Sie saß im Rollstuhl und wir haben häufig Ausflüge gemacht: spazieren gehen, Eis essen, Kastanien sammeln. Oder einfach mal Udo Jürgens horchen und die Fingernägel anmalen. War körperlich nicht immer ganz einfach, weil sie im Rollstuhl war und recht schwer. Aber wir haben das gemeistert.
Februar 2019, Besuchsdienst für eine aufgrund von Grippeerkrankung isolierte Klientin (Frau, 85): Diese Dame habe ich nicht so gut kennenlernen können. Ich habe sie immer im Krankenhaus besucht, in voller Schutzausrüstungsmontur, weil sie in Grippe-Quarantäne war. Wir haben viel geredet, besonders ich habe ihr viel aus meinem Leben erzählt. Haben immer gemeinsam einen Kaffee getrunken mit einem Stück Kandisin.
Juli 2019 – September 2019 Besuchsdienst für einen an Demenz erkrankten Klienten (Mann, 82): War besonders aufregend, weil Demenz damals für mich neu war. Wir haben hauptsächlich Gedächtnistraining gemacht. Da gab es Wochen, wo wir wirklich Fortschritte erreicht haben, und Wochen, wo einfach nichts im Kopf bleiben konnte. Die Übung bekam ich anfangs von seiner Frau, aus einem Buch. Später habe ich das Programm selbst zusammengestellt.
November 2019 – Jänner 2020 Besuchsdienst für einen Klienten (Mann, 55 Jahre), welcher in einem Wohnhaus für mehrfach beeinträchtigte Menschen lebte: Wir hatten Anfangs ein paar Komplikationen, weil er wusste, dass ich neu bin und deshalb hat er auf faul und stur gemacht, damit ich ihm immer helfe und alles nachtrage. Aber nachdem ich ihn durchschaut hatte, funktionierte das prima. Er bekam immer einen Kaffee und dann hab ich ihm seine Lieblingsbücher vorgelesen, oder wir haben gemeinsam alte Fotoalben von ihm angesehen.
by Alexander Werther | Mai 17, 2018 | Seniorenbetreuung, Stundenweise Betreuung
Senioren wollen einerseits ihren Familien nicht zu Last fallen und andererseits ihre Selbständigkeit nicht verlieren. Achten Sie deshalb auf typische Anzeichen, dass ein Senior Hilfe braucht:
- Rückzug aus dem Freundeskreis und Isolation in den eigenen vier Wänden, häufig wegen nachlassender Sehkraft, Schwerhörigkeit, Angst vor Stürzen, aber auch als Folge von Depression und Antriebslosigkeit
- Nachlassendes Interesse an der Zubereitung oder dem Verzehr von Mahlzeiten, Zunahme schlechter Ernährungsgewohnheiten, aus körperlicher Überforderung oder Antriebslosigkeit
- Vernachlässigung der eigenen äußeren Erscheinung, mangelnde Körperhygiene, umpassende Kleidung – aus Antriebslosigkeit oder als Folge voranschreitender Demenz
- Vernachlässigung der eigenen Wohnung, häufig als Folge körperlicher Überforderung
- Versäumen von Arztterminen und sozialen Verpflichtungen – häufig ein Anzeichen für voranschreitende Vergesslichkeit oder Angst, öffentliche Verkehrsmittel alleine zu nutzen
- Vernachlässigung von Medikamenten und diversen Verpflichtungen (unbezahlte Rechnungen)
Stundenweise Betreuung kann viel verbessern
In vielen Fällen ist es gar nicht notwendig, gleich eine 24-Stunden-Pflege ins Haus zu holen. Stundenweise Betreuung kann völlig ausreichend sein, um die schlimmsten Probleme abzufangen und neue, positive Lebensimpulse zu geben. Trotzdem sehen viele Senioren die Idee, Hilfe in Anspruch zu nehmen zunächst skeptisch. Versuchen Sie zu verstehen, woher die Anlehnung kommt. Sprechen Sie Ihre Eltern auf die Ablehnung an. „Jedes Mal, wenn ich Dir vorschlage eine Betreuung zu suchen, wechselst Du das Thema oder tust so, also hättest Du mich nicht gehört. Warum?“ Sie werden vielleicht erkennen, dass Ihren Eltern ihr eigenes Verhalten gar nicht bewusst ist. Das ist ein guter Ansatz um darüber zu sprechen.
Sprechen Sie über die Vorteile: Sicherheit und Lebensqualität
Stundenweise Betreuung hat viele Aspekte, die das Leben eines betagten Menschen bereichern können. Den meisten Senioren ist gar nicht bewusst, wie positiv sich die Anwesenheit einer netten Betreuerin in ihrem Leben auswirken kann:
- Neben der Hilfe bei der Körperpflege, beim An- und Auskleiden, Aufstehen und zu Bett gehen, bietet stundenweise Betreuung den Senioren persönliche Ansprache und damit Abhilfe gegen Vereinsamung. Das ist besonders wichtig und verbessert mitunter die gesamte Situation.
- BetreuerInnen begleiten zum Arzt, zum Einkauf, zum Friseur oder in die Kirche und sorgen dafür, dass nachlassende Mobilität und Angst vor Stürzen nicht zur Isolation führt.
- BetreuerInnen helfen, die Aufgaben im Haushalt gemeinsam positiv zu bewältigen. Sie unterstützen beim Einkaufen und Kochen, weil gemeinsames Kochen und Essen die Lebensfreude erhält.
by Alexander Werther | Mai 2, 2018 | 24Stunden Pflege, Praktische Tips, Seniorenbetreuung, Stundenweise Betreuung
Es ist kein leichter Gedanke, eine Betreuung für unseren Vater oder unsere Mutter in Betracht zu ziehen. Aber wenn bestimmte rote Linien überschritten werden, wird es Zeit zu handeln!
Es ist manchmal schmerzlich mitanzusehen, wie unsere Mutter oder unser Vater – oder beide – so richtig alt werden. Wir helfen und unterstützen sie, so gut es geht, aber unsere Kapazität ist begrenzt, denn schließlich haben wir selbst Beruf und Familie, die uns voll in Anspruch nehmen.
Eine ganze Weile geht das ganz gut so, und ihre Mutter – bleiben wir bei der Mutter, weil dieses Szenario das häufigste ist – kann sich, mit etwas Hilfe von außen, noch recht gut versorgen, ihren Haushalt führen und in den eigenen vier Wänden leben.
Aber die Dinge ändern sich, und das ist oft ein schleichender Prozess. Sie merken, dass die Wohnung nicht mehr so in Schuss ist wie früher; vielleicht vernachlässigt Ihre Mutter ihre eigene Körperpflege; vielleicht isst und trinkt sie zu wenig, vergisst, ihre Medikamente zu nehmen (und streitet es dann ab), sie kennt sich in finanziellen Dingen nicht mehr aus, verliert ihre Schlüssel usw. Das sind Anzeichen von Überforderung, die Sie ernst nehmen sollten.
Wenn Ihre Mutter in Fragen der Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, der Körperpflege, der Medikamenteneinnahme und der eigenen Sicherheit nicht mehr ausreichend in der Lage ist, verantwortungsvoll zu handeln – dann sind Sie gefordert einzugreifen. Vielleicht genügt vorerst stundenweise Betreuung, zum Beispiel dreimal pro Woche 4 Stunden für Haushalt, gemeinsam Kochen, Erledigungen, Spaziergänge etc.
Gute Argumente für Pflege und die Vorgehensweise entscheiden
Allerdings wollen Eltern häufig nicht einsehen, dass sie eine 24h Betreuung benötigen. Gehen Sie liebe- und verständnisvoll vor, machen Sie sich darauf gefasst, dass Ihre Überzeugungsarbeit eine Weile dauern kann. Sprechen Sie das Thema Betreuung nicht erst an, wenn der Hut schon brennt. Und bleiben Sie hartnäckig.
Eine typische Aussage Ihrer Mutter kann sein: „Ich schaffe das alleine!“ Antworten Sie ihr: Ja – aber lass Dir bei den Dingen helfen, die Dir schwerfallen. Vielleicht verlässt ihre Mutter die Wohnung nur noch selten, weil Sie Angst vor Stürzen hat. Dann betonen Sie die positive Möglichkeit, wieder regelmäßig raus zu kommen – zum Friseur, ins Cafe oder in die Kirche.
Ein durchaus berechtigter Einwand Ihrer Mutter ist: „Eine Betreuerin nimmt mir alles ab, dadurch werde ich erst recht hinfällig.“ Bestätigen und unterstützen Sie Ihre Mutter im Wunsch, aktiv zu bleiben. Nur das, was sie nicht mehr machen kann, sollte ihr von der Betreuerin abgenommen werden. Überlegen Sie selbst, was zu tun ist, damit die Betreuerin Ihrer Mutter nicht alles abnimmt. Welche Dinge soll die Betreuerin übernehmen und welche nicht? Besprechen Sie das mit Ihrer Mutter, und zwar so genau wie möglich. Das schafft Sicherheit.
Wenn Sie bemerken, dass sich Ihre Mutter – bewusst oder unbewusst – darauf verlassen hat, dass Sie ihr bei Bedarf helfen werden, dann sollten Sie behutsam klarstellen, dass Sie sich nicht immer um sie kümmern können. Sie haben durch Beruf und eigene Familie einfach nicht die Kapazität dazu. Die meisten Eltern sind für dieses Argument offen, denn sie wollen ihren Kindern nicht zur Last fallen. Als Alternative bliebe dann nur noch das Altersheim, und das wird Ihre Mutter wahrscheinlich nicht wollen.
Eine häufige Abwehrreaktion ist auch: „Mir kommt kein Fremder ins Haus!“ Stellen Sie klar: Eine Betreuung ist nicht gegen sie, sondern für sie – zur Unterstützung, zu ihrem Schutz. Es ist kein Fremder, der in die Wohnung Ihrer Mutter eindringt, sondern eine qualifizierte Betreuerin, die sie im Haushalt und bei der Lebensführung unterstützt. Und darüber hinaus ein neuer Mensch, der ihr Leben vielleicht sogar bereichert, jemand, mit dem sie sich unterhalten und dem sie erzählen kann, was ihr am Herzen liegt. Machen Sie sich gemeinsam ein Bild, wie die BetreuerIn im Besten Fall sein soll. Das lenkt die Gedanken Ihrer Mutter in die richtige Richtung.
Worauf Sie achten sollten, wenn 24Std Pflege erforderlich wird:
- Achten Sie auf Anzeichen von Überforderung.
- Thematisieren Sie Betreuung lieber früher als zu spät.
- Geben Sie Ihrer Mutter Zeit, sich an die Idee von Betreuung zu gewöhnen.
- Nehmen Sie die Einwände Ihrer Mutter ernst, überfahren Sie Ihre Mutter nicht. Ohne ihre Zustimmung geht es nicht.
Weitere gute Tipps finden Sie im auch in diesem Artikel.